Wer ein FSJ machen will, hat viele Möglichkeiten. Bei der LG Hohenfels gibt es jetzt ein Sport-FSJ
Cora Nussbaumer aus Buch leistet derzeit ein Sport-FSJ. Sie arbeitet in zwei Grundschulen und im
Verein. Die LG Hohenfels bietet dieses neuartige Modell an, auch für das kommende Schuljahr.
Cora Nussbaumer mit den Jungen, die Badische Mannschaftsmeister wurden
und die sie als Sport-FSJ betreut. |Bild: LG Hohenfels|
Cora Nussbaumer aus Buch absolviert seit dem Sommer ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Leichtathletik-Gemeinschaft Hohenfels. Neben der Unterstützung des Trainingsbetriebs ist sie auch im Schulunterricht an der Hebelschule in Rhina und Luttingen tätig. Nach Abschluss des FSJ-Jahres werde Cora Nussbaumer die C-Trainer-Lizenz Breitensport absolviert haben, informiert der Verein in einer Mitteilung.
Das steckt hinter dem Sport-FSJ
Der Fokus liege auf dem Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten in den Bereichen Trainings- und Bewegungslehre sowie im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Es bestehe die Möglichkeit zum Erwerb einer Lizenz C-Trainer im Breitensport oder in einer Fachsportart im Rahmen von
25 Bildungstagen in der Sportschule Baden, heißt es weiter. Zudem werden Verwaltungstätigkeiten wie auch Projekt- und Veranstaltungsmanagement eingebunden. Die FSJ-lerin werde umfassend pädagogisch betreut und durch Mentoren unterstützt.
Das FSJ beinhaltet ein abwechslungsreiches und verantwortungsvolles Aufgabengebiet bei einer Beschäftigung von 38,5 Wochenstunden. Die LG Hohenfels bietet auch für das kommende Schuljahr ein Sport-FSJ an. Wem es Spaß macht, mit Kindern zu arbeiten und zudem gern Leichtathletik ausübt, der kann sich an Alexandra Gröber wenden, E-Mail: a.groeber@me.com.
Taschengeld und Urlaubstage runden das beliebte neuartige Modell FSJ ab, heißt es weiter.
Ein Dienstagnachmittag: Rund 20 Erstklässler toben durch die Sporthalle und zwei Frauen versuchen, Ordnung in das Treiben zu bringen. Eine von ihnen ist Cora Nussbaumer. Obwohl erst 18 Jahre alt, leitet sie gemeinsam mit einer hauptberuflichen Lehrkraft den Unterricht an der Hebelschule.
FSV statt Studium oder Lehre
Die junge Frau hat laut Mitteilung 2023 ihr Abitur am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut erfolgreich abgelegt. Entgegen vieler ihrer Kameradinnen und Kameraden entschied sie sich gegen ein Studium oder eine Lehre, sondern wählte ein FSJ. „Nach dem Abitur wollte ich nicht direkt studieren, deswegen war ich auch sofort begeistert, als ich erfuhr, dass die LG Hohenfels ein FSJ anbietet. Über die Zusage war ich natürlich mega happy.“
Ihre Liebe für die Leichtathletik entdeckte die FSJ-lerin im Alter von vier Jahren und ist seit ihrem sechsten Lebensjahr bei der LG. War anfangs das Laufen ihre Lieblingsdisziplin, waren es später der Weit- und Hochsprung. Nach einem Bänderriss nimmt das Multitalent seit einigen Jahren erfolgreich an Wurfwettkämpfen teil. So auch im März, wenn die baden-württembergischen Meisterschaften anstehen, heißt es weiter.
Auch als Jugendtrainerin aktiv
Seit vielen Jahren sei Cora Nussbaumer auch als Jugendtrainerin aktiv und gebe ihr Wissen an die nachfolgende Generation weiter. Für sie sei es daher naheliegend gewesen, ein FSJ mit Sport als Schwerpunkt zu absolvieren. Sie ist seit August FSJ- lerin bei der LG Hohenfels. Die LG hatte sich 2023 erstmals für eine FSJ-Stelle beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beworben. Wie Alexandra Gröber, die FSJ-Koordinatorin des Vereins, berichtet, war man erfreulicherweise gleich erfolgreich. „Es gibt nur drei Sportvereine im Landkreis, die ein FSJ anbieten. Wir sind super happy, dass die LG Hohenfels zu diesem Trio gehört“, freut sich Gröber.
Während ihres FSJ arbeite Cora Nussbaumer 25,5 Wochenstunden in den Grundschulklassen der Hebelschule und 13 Wochenstunden für die LG Hohenfels. An der Grundschule sei Nussbaumer drei Tage am Standort Rhina, zwei Tage in Luttingen. Ihre Aufgaben seien vielfältig und reichen von der Nachmittagsbetreuung für die Ganztagesschüler über die Unterstützung im Deutschunterricht und anderen Fächern, bis hin zur eigenen Unterrichtsplanung der Sportstunden.
Die Arbeit mit den Kindern mache ihr viel Spaß. „Besonders gefällt mir die 1-zu-1- Betreuung, wenn ich mit einem Schüler ein Gedicht einstudiere oder Tipps beim Basteln geben kann.“
Nach fast sechs Monaten fühle sich Cora Nussbaumer als festes Mitglied der Schulgemeinschaft.
Die ersten Wochen waren nicht immer einfach. „Es brauchte etwas Zeit, um den Respekt bei den Schülern zu erhalten. Mittlerweile ist das kein Thema mehr, auch dank der Unterstützung der Lehrer. Einzig an den Lärmpegel werde ich mich wohl nie so recht gewöhnen“, sagt die FSJ-lerin und lacht. Wenn dann die Schüler daheim sind, beginne der zweite Teil ihres FSJ, das Training mit den Nachwuchsleichtathleten der LG Hohenfels.
Begleitung zu Wettkämpfen
Gemeinsam mit einer anderen Trainerin bringe Cora Nussbaumer Jugendlichen im Alter zwischen acht und elf Jahren die Grunddisziplinen des Vierkampfes bei: Springen, Werfen, Sprint und Ausdauer. Erst wenn sie älter sind, entscheiden die jungen Athleten, auf welche Disziplin sie sich spezialisieren.
Wer Cora Nussbaumer auf dem Trainingsgelände beobachte, der sehe eine junge, engagierte Nachwuchstrainerin, die es nicht nur verstehe, ihre Schützlinge, die zwischen acht und elf Jahre alt sind, zu motivieren, ihr sei es auch wichtig, dass die Übungen technisch sauber ausgeführt werden:
„Die Armbewegung immer nah am Körper, sonst weiter so“, gibt sie den Jugendlichen mit auf den Weg und spornt sie am Ende der Einheit erneut an. „Jetzt noch mal richtig durchziehen“, ruft sie den Läufern zu. An den Wochenenden begleitet Cora ihre Schützlinge auch zu Wettkämpfen.
„Letztes Jahr wurden unsere Jungs im U12-Bereich badische Mannschaftsmeister. Als Co-Trainerin war das natürlich ein riesiges Gefühl.
Bald gibt sie Wissen in Leichtathletik-AG weiter
In der zweiten Schuljahreshälfte könne Cora Nussbaumer ihr Leichtathletik-Talent dann auch verstärkt im Schulunterricht einbringen, wenn die von ihr gegründete Leichtathletik-AG beginnt.
„In der AG möchte ich den Dritt- und Viertklässlern die Grunddisziplinen der Leichtathletik beibringen und sie für den Sport begeistern. Am Ende erhalten sie ein Abzeichen mit Urkunde und ein Armband.“
Sie trage trotz ihres jungen Alters gern diese Verantwortung. „Es ist natürlich eine Herausforderung, die Kinder auf das Abzeichen vorzubereiten. Aber die Freude, wenn sich ein Kind über einen weiten Sprung oder Wurf freut, ist unbezahlbar. Als Trainerin oder Lehrerin freut man sich dann fast noch mehr.“
Schon viel dazugelernt
Auch wenn erst die erste Hälfte ihres FSJ vorbei ist, nehme Cora Nussbaumer so einiges mit.
„Ich habe in den ersten Monaten sehr viel dazugelernt: Wie man mit Schülern umgeht, wie man ihnen etwas beibringen kann, wie man mit ihnen zusammen lernt. Auch wenn man selbst den Kindern etwas lehren möchte, ist es nicht selten so, dass eigentlich die Kinder mir etwas beibringen und ich durch sie etwas lerne. Für mich ist jetzt schon klar, wenn ich mich noch einmal entscheiden müsste, ich würde mich wieder für das Sport-FSJ entscheiden“ und ergänzt „die verbleibenden Monate können gerne etwas langsamer vorübergehen.
Quelle: Südkurier